Der Herbst ist da und obwohl ich den Sommer mag, genieße das Wetter jetzt, trotz Regen. Kuschelige Wollwesten, warme Socken, Tee. Lesen und Schreiben ohne schlechtes Gewissen, weil man das schöne Wetter ausnutzen sollte. Kuchen backen, die nach Zimt schmecken. Die Gemeinde startet wieder durch und ich freu mich darauf. Im Herbst bin ich am produktivsten.
Wofür will ich mich einsetzen? Was ist dieses Schuljahr dran und was nicht? Es tut gut, manche Dienste auch zu überdenken. Ich hab in den letzten Tagen mit mir gerungen, ob ich wieder bei der Lernhilfe dabei sein soll. Es ist nicht meine Begabung. Ich bin einfach nicht streng genug, um eine Gruppe Teenie Burschen zum Arbeiten zu motivieren. Und zu mitleidig, wenn sie so viel aufhaben. Dann kann es passieren, dass ich die Hausübung für sie schreibe. Und mir dann ewig Gedanken danach mache, was ich besser hätte machen können. Jetzt bin ich erleichtert, dass ich abgesagt habe. Obwohl solche Dienste wichtig sind. Und Jesus sich gerade darüber freut, wenn wir „unwichtigen“ Personen helfen. Die „Geringsten“ aufnehmen, wie ihn selbst. Und wer ist in unserer „Wichtigkeitsliste“ schon weiter unten als Migrantenkinder? Deshalb fiel mir die Entscheidung nicht leicht. Ich hab gebetet. Und ich hab das Gefühl, es ist ok, auszusteigen. Jetzt bin ich erleichtert.
Ich möchte Jesus dienen. Mir nicht immer den leichtesten Weg aussuchen. Aber es muss auch nicht immer der Schwerste sein. Ich finde es aber trotzdem schwierig: Wo darf ich einfach machen, was ich gut und gerne tue, was mir Spaß macht. Und wo will Gott, dass ich diene, auch wenn es mir schwerfällt? Inwieweit muss Dienst weh tun, übertrieben gesagt? Oder ist das eine falsche Theologie?
Ich möchte Verantwortung übernehmen und dran bleiben, auch wenn es schwer fällt. Beim Eltern sein zum Beispiel kann man auch nicht einfach aussteigen, wenn es schwierig wird. Und wenn ich einem Dienst zugesagt habe, möchte ich von ganzem Herzen dabei sein. Aber: Ich muss nicht auf ewig in diesem Dienst bleiben. Da ist es gut, wenn es jährlich die Möglichkeit gibt, auszusteigen. So wie bei der Lernhilfe. (Es fällt nur manchmal so schwer, andere zu enttäuschen. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Aufräumen im Kalender, nicht nur in der Wohnung. Was macht mir Freude? Warum / warum nicht? Und dann Entscheidungen treffen, auch um Platz für Neues zu schaffen. Der Herbst ist eine gute Jahreszeit dafür. Ein neues Jahr im jüdischen Kalender. Ein neues Lebensjahr für mich. Das Leben verändert sich laufend aber auch schubweise. Alle meine Kinder sind erwachsen. Meine erste Buchreihe ist abgeschlossen (das vierte ist zumindest mal geschrieben). Die Gemeinde ist gut über das erste Jahr nach der Krise gekommen.
Innehalten. Durchschnaufen. Dankbar sein.
Und die Augen fest auf Gott richten: Was machen wir als nächstes, Papa?
Dieses Auferstehungsleben, das ihr von Gott bekommen habt, ist kein schüchternes, Grabpflegendes Leben. Es ist voll abenteuerlicher Erwartung. Gott zugewandt mit einem kindlichen „Was machen wir als nächstes, Papa?“
Gottes Geist berührt unsere Herzen und bestätigt, wer wir wirklich sind. Wir wissen, wer er ist, und wir wissen, wer wir sind: Vater und Kinder!
Und wir wissen, dass wir bekommen werden, was er zugesagt hat: ein unglaubliches Erbe!
Wir machen das gleiche durch wie Jesus. Und wenn wir mit ihm durch die schweren Zeiten gehen, werden wir auf jeden Fall auch durch die guten Zeiten mit ihm gehen!
Römer 8, 15-17 (MB, eigene Übersetzung)