STAUNEN

 

Ich hab mir wieder vorgenommen, dass dieser Advent und Weihnachten nicht stressig wird. Was teilweise auch gelingt. Weniger Geschenke und Feiern, weil die Kinder groß sind. Weniger Kekse backen, weil ich meinen Zuckerkonsum einschränke. (Obwohl ich schon gerne Dattelkekse ausprobieren würde.) Leider auch weniger Rodeln, weil es regnet, statt schneit. Wobei auf den Bergen schon Schnee liegt, aber noch etwas zu wenig. Trotzdem kann man schöne Spaziergänge machen. Aber es gibt heuer mehr Besprechungen und Events, bei denen ich mithelfe. Deshalb ist teilweise doch wieder viel los.

Ich werfe einen Blick aus dem Fenster: Die Regentropfen werden dicker, vielleicht wird es bald nasser Schnee? Weiter oben, da müssen die Regentropfen ja sowieso Schnee sein, auf den Bergen schneit es schließlich. Das heißt, die Regentropfen vor meinem Fenster sind eigentlich geschmolzene Schneeflocken. Nasser Schnee. Der nicht sanft und leise fällt, sondern aufs Fensterbrett klopft.

Es tut gut, vor dem Laptop zu sitzen und mit Wörtern und Gedanken zu spielen.

Diese Woche hab ich mich mehr mit Staunen und Hoffnung beschäftigt. Ich hätte nicht gedacht, dass Staunen erst ein junges Wort im Deutschen ist, das es erst seit dem 18. Jahrhundert gibt. Es kommt eigentlich aus der Schweiz. Ein Synonym für staunen ist sich wundern. Wobei mir das eigentlich noch besser gefällt, weil es an Wunder und wunderbar erinnert. Aber Staunen ist auch nett, weil es an Kinder unterm Weihnachtsbaum denken lässt. Staunen ist etwas, das viele Erwachsene verlernt haben. Wir haben schon so viel erlebt und gesehen. Aber Jesus sagt, wir sollen werden wie die Kinder. Staunen wie ein Kind. Über Gottes Geschenke an uns. Voller Hoffnung auf ihn warten. Hoffnung kommt übrigens aus dem alten Wort hoppen, was tatsächlich hüpfen bedeutet. So wie Kinder vor Vorfreude hüpfen!

Gott ist wunderbar. Und im Jesaja wird er sogar Held genannt. Da muss ich an die Marvelfilme mit den Superhelden denken. Und Marvel heißt tatsächlich Wunder und staunen. Wir können über Gott staunen. Wie stark und gut er ist. Auf Portugiesisch und Spanisch heißt der Allmächtige der „Alleskönner“. So ein Held ist Gott.

Sprache hilft mir, das besser zu verstehen. Besser zu staunen.

Spaziergänge im Wald auch. Und besondere Begegnungen mit anderen Menschen.

Aber Eile nicht. Einkaufen nicht. Und mein Handy auch nicht.

Es ist immer noch mehr Wasser als Schnee, was da vom Himmel fällt. Aber es liegen nur ein paar Höhenmeter zwischen mir und den Bergen. Ich will heute Nachmittag wieder dahingehen, wo ich so gut staunen kann. Ich will das suchen, was mich staunen lässt. Auch wenn es immer wieder eine Überraschung ist. Auch wenn es niemals dieselbe Erfahrung ist. Weil es Gott ist, der uns staunen lässt und nach dem wir uns eigentlich sehnen. Weil er es ist, den wir voll Sehnsucht suchen. 

 

 

Denn ein Kind wird geboren sein für uns, ein Sohn wird uns gegeben sein 

und die Herrschaft wird auf seinem Nacken sein

und man wird seinen Namen rufen:

Wunder, Ratgeber, Gott, Held, ewiger Vater, Friedefürst.

(Jesaja 9,5: wörtliche Übersetzung aus der Hebräischen Bibel)